(Vortrag, 2015)
Auch eine Außenpolitik der Vorsicht und der Zurückhaltung hat ihre Kosten. Und sie können unerträglich sein – für andere. In drei Schritten: zuerst deute ich an, wo mir selbst die dunkle, entsetzliche Seite des durchaus überlegten, rational begründeten Verzichts auf massive politische oder gar militärische Intervention zum ersten Mal aufgegangen ist – nämlich am Schicksal Bosniens in den jugoslawischen Zerfallskriegen der 1990er Jahre. Wer könnte mehr Verständnis für außenpolitische Mäßigung, Selbstbegrenzung, für die möglichste Vermeidung von anmaßenden, ungedeckten Großmachtambitionen haben als wir Deutschen vor dem Hintergrund unserer Geschichte? Das wäre mein zweiter Punkt – ein Blick auf die deutsche Außenpolitik nach 1990 und ihre inzwischen vielfach hinterfragte und auch international kritisierte Tendenz zur Selbstentlastung, künstlichen Selbstverkleinerung, Drückebergerei. Abschließend streife ich noch die Politik der Obama-Administration im Nahen und Mittleren Osten. Ich stelle sie in den Kontext jenes Rückzugs aus der Rolle eines „Weltpolizisten“ oder „wohlwollenden Hegemon“, für den Präsident Obama erklärtermaßen steht.